Good morning, Ms. Albracht,“

begann die Mail.

we are from norway and are planning to produce various german crimes as screenplays and possibly make them into films.“
Dann folgt eine kurze Referenz zu meinem aktuellen Buch. Ein deutscher Kollege hätte begeistert davon erzählt. Und jetzt bittet man mich um meine Telefonnummer, damit man mich anrufen und mir vom geplanten Projekt erzählen kann. Der Betreff der e-Mail lautet: Regional Crime Production 2027.

Dann eine Adresse in Olso. Unterzeichnet von einer gewissen Hedda Audunssøn-Fuglehaug – soweit so norwegisch. Und zum Abschluss ein NDA, ein non-disclosure agreement „applies from both sides see translation below“.

Eine Verschwiegensheitsvereinbarung für beide Seiten. Ich darf also gar nicht darüber sprechen? Zu niemandem? Wie praktisch für scammer, deren Ziel es ist, leichtgläubige Menschen zu betrügen. Oder einfach nur Menschen, die Ziele und Träume haben. Autor*innen vielleicht, die von dem großen Durchbruch träumen. Von einer Filmproduktion oder Serie gar. Doch wenn es zu schön klingt, um wahr zu sein, dann ist es wahrscheinlich nicht wahr. Und am Ende auch nicht schön.

Der e-Mail beigefügt waren zwei Youtube-links, denen ich nicht folgte, ein link zu einer norwegischen website, dem ich nicht folgte, sowie ein norwegisches Wappen mit der Aufschrift norgeproductions, und ein Trailer von Wallander Staffel 3 Teaser von einer deutschen website.

Ich googelte das Unternehmen, das sich norgeproduction nennt, und fand keine nenneswerten Ergebnisse. Jedenfalls keine auf ein seriöses Unternehmen.

„Welcher deutsche Kollege hat Ihnen denn mein Buch empfohlen? Ich verstehe nicht, wie Sie Drehbücher von deutschen Regiokrimis machen wollen, die nicht übersetzt worden sind. Zudem verstehe ich die Marketingstrategie nicht. Warum wollen Sie das tun?“

Auf meine kritische Nachfrage hin kam eine zweite Mail:

Good evening Mrs Albracht,

of course we exist, we are just getting a new platform … Also our music section should still be online.“

We want to film a crime production in German so nothing needs to be translated. It just has to be a good story that can be turned into a script with depth.“

Sorry, but this is bullshit!

Natürlich bin ich auf dieses Angebot nicht eingegangen. Aber vielleicht überlegen andere. Deshalb mache ich diese Geschichte öffentlich. Was wäre passiert, wenn ich diesen Leute meine Telefonnummer oder andere Daten gegeben hätte? Wäre demnächst eine Geldforderung gekommen? Eine kleine „Beteiligung“ an den Produktionskosten? Wer steckt dahinter? Ich werde es wohl nicht erfahren.

Ich habe „Hey, guten morgen wie geht es dir?“ von Martina Hefter gelesen. Dort geht es um love scamming. Hier geht es nicht um Liebe, sondern um Bücher.

Lit scamming also.

Hattet ihr ähnliche Anfragen? Schreibt mir gerne von euren Erfahrungen.

Mareike